Graphologe/Graphologin
Graphologe/Graphologin
Arbeitsalltag als Graphologe/Graphologin
Gab es bei euch auch Schönschreiber in der Schule? Vor allem in den ersten 4 Jahren nach der Einschulung wurden Schüler mit besonders sorgfältiger Handschrift als Schönschreiber bezeichnet. Dabei handelte es sich nicht nur um irgendein Attribut, das uns angedichtet wurde, vielmehr sorgte es häufig auch für Neid unter den Klassenkameraden. Noch heute bewundern wir Menschen mit sehr schönem Schriftbild. Doch was genau sagt eine Handschrift eigentlich über eine Person aus? Welche Rückschlüsse auf die Persönlichkeit lassen sich daraus eventuell ziehen?
Mit diesen und anderen Fragen setzen sich Graphologen auseinander. In erster Linie versuchen sie den Charakter eines Menschen zu entziffern. Das Gebiet der Graphologie ist die einfachste und mitunter schnellste Möglichkeit zur Diagnose einer Persönlichkeit. Einzig Schriftproben werden für die Analyse benötigt. Das kann alles Mögliche sein – Notizen, Briefe und Einkaufszettel sind nur einige Beispiele, die für die Untersuchung der Testperson herangezogen werden können. Graphologen legen bei ihrer Betrachtung auf unterschiedliche Aspekte viel Wert. Dazu gehören Höhe der Oberlängen von Großbuchstaben, Unterlängen von bestimmten Buchstaben, das Verhältnis des Schriftbildes zu Normalbuchstaben, die Zeilenausrichtung und vieles mehr. Diese Anhaltspunkte können Aufschluss über den Charakter eines Menschen geben. Natürlich sind die Ergebnisse dann nicht immer hundertprozentig aussagekräftig, da zur Analyse einer Persönlichkeit weitaus mehr gehört als nur die Handschrift. Graphologische Gutachten werden aber als Bestandteil einer kompletten Betrachtung angefordert, die wiederum in Gerichten Anwendung finden. Auch im Personalwesen, in der Pädagogik oder im Bereich der Psychologie spielt die Deutung des Schriftbildes eine wesentliche Rolle. Fragst du dich jetzt auch, was deine Handschrift über deinen Charakter aussagt? Antworten darauf findest du während einer Ausbildung zum Graphologen.
Ausbildung zum/zur Graphologe/Graphologin
Eine klassische Ausbildung zum Graphologen gibt es derzeit nicht. Die Bezeichnung ist somit frei und in Deutschland nicht geregelt. An privaten Bildungseinrichtungen kann man an Fernlehrgängen teilnehmen, die bis zu 14 Monate dauern. Grund-, Aufbau- und Professionalkurse, die lediglich 11 Monate in Anspruch nehmen, werden über den Berufsverband der Graphologen angeboten. Letztlich hängt die Dauer der Ausbildung vom Lerntempo des einzelnen Teilnehmers ab. Es gibt zusätzlich noch die Möglichkeit, beim Berufsverband der Graphologen eine ausführliche 3-jährige Lehre zu beginnen. Empfohlen wird oft die mittlere Reife, also der Realschulabschluss. Mitbringen sollte man zudem noch psychologisches Interesse, Verantwortungsbewusstsein, Vorurteilslosigkeit, Gründlichkeit sowie Kenntnisse in Bezug auf Ausdruck und Rechtschreibung. Während der Ausbildung erhält man keine Vergütung.
Gehalt eines/einer Graphologe/Graphologin
Wie hoch das Gehalt später ausfällt, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab. Häufig arbeiten Graphologen auf Honorar-Basis. Das bedeutet, dass sie selbstständig und abhängig von der Auftragslage sind. Die Höhe des Honorars kann stark variieren und richtet sich vor allem nach der Berufserfahrung sowie dem Umfang und Schwierigkeitsgrad des Auftrags. Demzufolge spielt auch der Aspekt des Zeitaufwandes eine große Rolle. Bis zu 1.200€ kann der Graphologe für seine Arbeit in Rechnung stellen. Oft sind auch Psychologen, die eine Weiterbildung in diesem Bereich absolviert haben, als Graphologen tätig. Daher fällt es schwer, zuverlässige Zahlen über das Einkommen dieser Berufsgruppe zu geben.
Weiterbildung zum/zur Graphologe/Graphologin
Es gibt nicht viele Arten der Weiterbildung, da es sich bei diesem Gebiet an sich schon um eine spezielle Form der Fortbildung handelt. Mit ein paar Jahren Berufserfahrung kann man als Ausbilder fungieren und andere Interessenten ausbilden, eines Tages sogar Institutsleiter werden oder gar sein eigenes Institut gründen und sich selbstständig machen. Besonders wichtig ist für diesen Job, sich einen Namen zu erarbeiten, um erfolgreich durchstarten zu können.
Perspektive: Graphologe/Graphologin
Graphologische Gutachten finden in wesentlich mehr Gebieten unseres Alltags Anwendung, als wir für gewöhnlich annehmen würden. Sie können bei der Berufs- oder Studienfindung helfen und geben Aufschluss über unsere Begabungen und geistigen Fähigkeiten. Immer mehr Betriebe lassen von den Bewerbern graphologische Gutachten erstellen. Natürliche profitieren auch Gerichte von dieser Arbeit. Wie du siehst, gibt es zahlreiche potentielle Arbeitgeber, die auf deine Fachkenntnisse angewiesen sind. Wenn man erstmal einen Fuß in die Tür der Graphologen-Welt gesetzt hat, steht einer spannenden Zukunft nichts mehr im Wege.