Ein Studium aufzunehmen wird unter Schülern immer beliebter, wohingegen die Ausbildung stark an Zulauf einbüßen muss. 80% der Schüler möchten nach der Schule ein Studium aufnehmen. Nur 10% interessieren sich ernsthaft an einer Ausbildung. Dies geht aus dem SchulhofBarometer, durchgeführt von der Deutsche Bildung AG, hervor. Das ist sehr schade, denn eine Ausbildung hält ebenso spannende und interessante Möglichkeiten parat wie ein Studium. Inzwischen gibt es mehr Ausbildungsplätze als Azubis, die zur Verfügung stehen, weshalb die Chancen, eine Ausbildung zu ergattern, steigen. Warum auch du eine Ausbildung unter Betracht ziehen solltest, hat uns Anne aus Heide erzählt. Sie hat nach einem sehr guten Abitur zunächst eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten mit der Fachrichtung Kommunalverwaltung gemacht und erst nach Beendigung ein Studium der Wirtschaftspsychologie aufgenommen.

 

 

Anne, du hast dich nach dem Abitur dafür entschieden, zunächst eine Ausbildung zu beginnen und das Studium erst einmal hinten angestellt. Wieso hast du dich so entschieden?

 

 

Meiner Meinung nach sollte jede zukünftige Führungskraft einmal in den Schuhen der eigenen Mitarbeiter gesteckt haben. Denn ich finde, dass nicht nur der Erfolg eines Unternehmens wichtig ist, sondern vor allem auch die Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiter. Ausführliche Gespräche allein reichen nicht aus, wenn man nicht in der Lage ist, sich in die Situation der Mitarbeiter versetzen zu können. Hat man jedoch einmal an gleicher Stelle gestanden, so kann man die Gedanken und Gefühle besser nachvollziehen. Dadurch wird es leichter einen Zugang zum Mitarbeiter zu finden. Außerdem sammelt man bereits erste Erfahrungen in der Arbeitswelt. Als Neuling muss man sich natürlich erst einmal beweisen, sodass Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Ehrgeiz und Ordnung, ebenso wie fachliches Wissen eine hohe Stellung einnehmen.

 

 

War das am Anfang schwierig für dich? Schließlich ist die Schulzeit dann doch recht anders…

 

 

Ja, am Anfang war es wirklich eine ziemliche Umstellung, da man sein Leben bereits als Schüler als anstrengend empfunden hatte. Allerdings halfen mir all diese Eigenschaften und Erfahrungen auf meinem weiteren Weg sehr. Abstrakt erscheinende Theorien konnte ich plötzlich mithilfe von Praxisbeispielen beleben. Fachliches Wissen verschaffte mir stets einen gewissen Vorteil - auch im Privatleben. Mein Ehrgeiz steigerte sich enorm.

 

 

Dann hat sich die Anstrengung ja auf jeden Fall gelohnt. Was sind derzeitig deine Pläne für die Zukunft?

 

 

Zunächst einmal mein Studium der Wirtschaftspsychologie beenden. Das Studium absolviere ich nebenberuflich an den Wochenenden, sodass ich weiterhin berufliche Erfahrungen sammle und mich gleichzeitig weiterbilde.

 

 

Verschafft dir deine Ausbildung dabei Vorteile gegenüber den anderen Studenten?

 

 

Mein Studium baut in gewissen Bereichen auf meiner abgeschlossenen Ausbildung auf, weshalb mir einige Lerninhalte bereits vermittelt wurden. Besonders im Bereich der Betriebswirtschaftslehre profitiere ich von meiner bisherigen Ausbildung sehr. Und dazu kommt natürlich meine finanzielle Unabhängigkeit. Durch meine Ausbildung habe ich schnell einen Job an meiner ehemaligen Schule gefunden, der es mir ermöglicht, meine Lebenshaltungskosten selbst zu übernehmen.

 

 

Erzähl doch bitte noch etwas von der Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten an sich, für alle, die sich nun auch für einen ähnlichen Weg interessieren. Was hat dir besonders gut gefallen? Gab es auch Situationen oder Aufgaben, die dir überhaupt keine Freude gemacht haben?

 

 

Besonders gut hat mir das eigenständige Arbeiten gefallen und der Kontakt zu den Kunden. Der Beruf ist sehr vielseitig, sodass ich immer wieder neues Wissen erlangen konnte und es selten Langeweile gab. Wie in jeder Ausbildung musste ich jedoch auch „langweiligere“ Aufgaben übernehmen. Dazu gehörten unter anderem das Scannen, Kuvertieren oder die Erledigung der Ablage. Solche Aufgaben empfindet man anfangs als Beschäftigungstherapie, dies ist allerdings nicht der Fall, wie ich mit der Zeit festgestellt habe. Diese Aufgaben fallen in vielen Bereichen an und werden im Normalfall von den dortigen Mitarbeitern bewältigt. Für die Mitarbeiter ist es zu Beginn schwer, anspruchsvolle Aufgaben zu verteilen, da man einfach noch nicht das nötige Fachwissen besitzt. Daher bekommt man ganz am Anfang viele solcher Aufgaben, was sich mit der Zeit aber ganz sicher ändert.

 

 

Warum glaubst du, ist ein Studium zurzeit um einiges beliebter als eine Ausbildung? Denkst du, dass es ein sinnvoller Trend ist?

 

 

Viele wollen sicherlich schnell das große Geld machen. Dann gibt es noch die, die einfach das Studentenleben in vollen Zügen genießen möchten. Sprich: Neue Leute kennenlernen, viel feiern, Spaß haben und endlich eine eigene Bude besitzen, was ja auch nicht verwerflich ist, aber dazu hat man ebenso während einer Ausbildung die Gelegenheit. Andere wiederrum wussten einfach nicht, was sie wollen und studieren nur, um irgendwas zu tun. Und dann gibt es diejenigen, die wirklich etwas erreichen wollen. Ein Studium ist in allen Fällen sicherlich nicht verkehrt, aber ohne Praxis ist es meiner Meinung nach wenig wert, denn es ist letztendlich die Praxis, in der wir unser Wissen und Können auch anwenden müssen.

 

 

Da werden dir sicherlich viele zustimmen können. Es ist schön, dass du einen Weg gefunden hast, der so gut zu dir passt. Ich nehme mal an, dass du immer noch zufrieden mit deiner Entscheidung bist?

 

 

Absolut. Ich bin froh, all diese Erfahrungen gemacht zu haben und denke, dass es mir auf meinem weiteren Lebensweg stets zu Gute kommen wird.

 

 

Motiviert durch Annes spitzen Karrierestart? Dann leg auch du los! Mit dem Orientierungstest kannst du herausfinden, welche Berufe zu dir passen. In den Informationstexten zu den Berufen findest du zudem heraus, über welche Wege du diese Berufe erreichen kannst. Es lohnt sich, auch andere Perspektiven als das Studium zu überdenken. Hast du ähnliche Erfahrungen wie Anne gemacht oder auch ganz andere? Teile es mit uns und der Community in den Kommentaren! (lp/fd)