Rückt das Abitur in greifbare Nähe, so macht sich bei den meisten Schülern erst einmal Erleichterung breit: Bald ist dieser Meilenstein geschafft! Doch auch, wenn damit eine Lebensetappe zu Ende geht, so tauchen bei vielen zugleich etliche Fragen auf: Wie geht es nun weiter? Soll ich studieren oder mich direkt ins Arbeitsleben stürzen? Gehörst auch du zu jener Gruppe, die sich noch unsicher ist, dann haben wir hier die wichtigsten Vor- und Nachteile beider Varianten für dich aufgelistet.
 

Grundsätzliche Überlegungen: Wo soll die berufliche Reise hingehen?

Zunächst solltest du ein paar grundlegende Überlegungen anstellen, denn ob ein Studium in Frage kommt, hängt nicht nur davon ab, ob sich daraus für dich mehr Vor- oder Nachteile ergeben, sondern auch andere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Die wichtigsten sind:

  • Interessen: Um manche Interessensgebiete abzudecken, kann es sinnvoller sein, ein Studium zu absolvieren, für andere gibt es hingegen hervorragende Ausbildungen oder die Möglichkeit, direkt in den Beruf einzusteigen.
  • Talente: Wo liegen überhaupt deine Talente und Stärken? Was kannst du besonders gut? Und um welche Fähigkeit beneiden dich andere? Mache dir dies vorab unbedingt bewusst, denn auch das kann bei der Auswahl entscheidend sein.
  • Berufswunsch: Solltest du bereits einen konkreten Berufswunsch haben, so gibt auch dieser deinen Weg bis zu einem gewissen Grad vor: Manche Jobs, wie beispielsweise Arzt oder Wissenschaftler, verlangen ohnehin zwingend nach einem abgeschlossenen Studium, andere erlernst du hingegen im Handumdrehen im Rahmen einer Ausbildung.
  • Arbeitsmarkt: Nimm zu guter Letzt die Situation am Arbeitsmarkt unter die Lupe. Zwar sollten dich trübere Aussichten nicht von deiner Leidenschaft für ein spezielles Gebiet abbringen, aber vielleicht gibt es Alternativen und Berufe, die aktuell gefragter sind. Checke auf jeden Fall, welche Berufsangebote vorhanden sind und wieviel Anstrengung es braucht, um im gewünschten Feld tätig zu werden.
     

Studieren – die Vorteile

Nach wie vor entscheidet sich mehr als die Hälfte der Schüler nach dem Abitur für ein Studium. Auch das Statistische Bundesamt bestätigt: Höhere Bildung hat stark an Bedeutung gewonnen und die Anzahl der Studierenden ist in Deutschland über viele Jahre hinweg merklich gestiegen. Im Wintersemester 2021/2022, dem letzten Zeitabschnitt, zu dem aktuelle Zahlen vorliegen, waren beispielsweise rund 2,9 Millionen Studenten an einer deutschen Hochschule eingeschrieben. Im Nachbarland Österreich sieht die Situation ähnlich aus: Hier gab es im Wintersemester 2022/2023 laut Statista knapp 400.000 Studenten. Etliche davon bezeichnen die Studienzeit später im Rückblick sogar als beste Zeit ihres Lebens. Tatsächlich bringt ein Studium viele Vorteile mit sich, zum Beispiel:

  • Vielfalt: Mittlerweile gibt es ein riesiges Potpourri an unterschiedlichen Studiengängen – hier nicht fündig zu werden, ist so gut wie unmöglich. Manche Studien lassen sich darüber hinaus mit Wahlfächern perfekt an die eigenen Interessen anpassen.
  • Vertiefung: Jedes Studium ist eine intellektuelle Herausforderung, weil es dir nicht nur die Möglichkeit bietet, dich vertieft mit einer Materie auseinanderzusetzen, sondern auch, das Gelernte in Form einer wissenschaftlichen Arbeit auf den Punkt zu bringen.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Es geht aber nicht nur darum, Fachwissen zu erlangen, sondern ein Studium vermittelt dir auch weitere Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Selbstorganisation oder Präsentation. Dabei lernst du auch sehr viel über dich selbst.
  • Flexibilität: Viele Studiengänge – vor allem an Universitäten – lassen sich flexibel gestalten, sodass du selbst entscheiden kannst, welche Kurse du wann belegst.
  • Karrieremöglichkeiten: Studien belegen, dass Hochschulabsolventen seltener arbeitslos sind als Menschen mit niedrigeren Abschlüssen und in der Regel qualifizierst du dich damit auch für abwechslungsreichere Jobs. Manche Unternehmen setzen sogar ein Studium für gehobene Positionen voraus oder locken mit mehr Gehalt.
     

Studieren – die Nachteile

Das klingt alles hervorragend, oder? Trotzdem sollte auch nicht auf die Nachteile vergessen werden, denn ein Studium erfordert allen voran Durchhaltevermögen und eine gute Finanzierung. Sehen wir uns daher die Kehrseite der Medaille noch etwas genauer an:

  • Dauer: Was dir auf jeden Fall klar sein sollte: Ein Bachelorstudium dauert im Schnitt mindestens drei Jahre, hängst du noch einen Master daran, verbringst du weitere zwei Jahre an der Universität. In dieser Zeit ist es zwar möglich, für ein paar Stunden nebenbei zu jobben, aber für den Großteil der Ausgaben wirst du auf die Unterstützung deiner Eltern, Erspartes oder Förderungen zurückgreifen müssen.
  • Finanzierung: Das bringt uns zum nächsten Punkt: Eine gute Finanzierung ist das Um und Auf, denn egal, ob Lebenserhaltungskosten oder Studiengebühren – ein Studium kostet Geld. Du bist in dieser Zeit also wahrscheinlich finanziell von anderen abhängig und musst dich einschränken – etwa beim Reisen oder Shoppen von Kleidung.
  • Organisation: "Des einen Leid ist des anderen Freud“, besagt ein bekanntes Sprichwort. Und das trifft auch auf das Studieren zu. Denn die große Freiheit und Flexibilität mögen für die einen Vorteile sein, für andere stellen sie jedoch eine Hürde dar. Die Folge: Überforderung und Chaos machen sich breit. Beginne ein Studium also nur, wenn du viel Selbstmotivation mitbringst und du dich organisieren kannst.
  • Intellektuelle Herausforderung: Ähnliches gilt für das Lernen und Aneignen von Wissen: Während die einen es lieben, sich stundenlang mit einem Thema zu befassen, kommt es für andere gar nicht in Frage, nach der Schule weiter zu pauken. Zu welchem Typ gehörst du?
  • Wenig Praxisbezug: Die meisten Studien sind eher theorielastig und führen nicht unbedingt zu einem konkreten Berufsbild – vielmehr geht es darum, sich generell wissenschaftlich mit Themen auseinanderzusetzen. Das kann den Einstieg in den Arbeitsalltag erschweren. Allerdings variiert dies von Studium zu Studium. 
     

Arbeiten – die Vorteile

Auch wenn die meisten Abiturienten eher mit einem Studium liebäugeln, so lockt auch der direkte Berufseinstieg danach mit einigen Vorteilen, zum Beispiel:

  • Unabhängigkeit: Der wohl größte Pluspunkt ist die Tatsache, dass du rasch dein eigenes Geld verdienst, dir eine eigene Wohnung leisten kannst oder auf Reisen gehen kannst. Somit umgehst du eine Abhängigkeit und kannst das Leben voll auskosten.  
  • Sparmöglichkeit: Je früher du regelmäßig ein Gehalt beziehst, desto eher kannst du auch einen Teil davon zurücklegen und dir somit ein finanzielles Polster ansparen – für Zeiten, in denen es knapp wird oder aber, um eine größere Investition zu tätigen, zum Beispiel eine eigene Wohnung kaufen.
  • Praxis: Während die meisten Studien eher theorielastig sind, tauchst du beim Arbeiten direkt in die Praxis ein, eignest dir jede Menge Fähigkeiten an und erkennst rasch, wo deine Stärken liegen.
  • Aufstiegschancen: Wer sich zu einer Fachkraft ausbilden lässt, hat inzwischen sogar gute Chancen, danach übernommen zu werden, denn kompetente Mitarbeiter werden in vielen Sparten händeringend gesucht. Ebenso stehen dir in der Regel zahlreiche Türen in puncto Karriere offen – vorausgesetzt, du zeigst, was du kannst.
  • Ausbildungen: Wer direkt ins Arbeitsleben einsteigen will, hat trotzdem die Möglichkeit, sich noch profitables und interessantes Wissen anzueignen. Ob eine durch das Abitur verkürzte Lehre oder ein fachspezifischer Kurs – die Optionen sind vielfältig. Auch berufsbegleitende Studien werden immer beliebter. Hier lohnt es sich, über den Tellerrand zu blicken – Anbieter für Fernstudien, die in ganz Europa anerkannt sind, gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch im Nachbarland Österreich. Die Vielfalt an möglichen Gebieten ist riesig.
     

Arbeiten – die Nachteile

Trotzdem sollten auch bei dieser Option die Nachteile nicht unerwähnt bleiben, denn letztendlich gilt es beides abzuwägen, um für dich die passende Entscheidung zu treffen:

  •  Berufsalltag: Eigenes Geld, das Monat für Monat auf dem Konto landet – das klingt erst einmal verlockend. Doch dafür musst du auch etwas tun – meist beträgt die Regelarbeitszeit 38 bis 40 Stunden pro Woche, eventuell sogar mehr, wenn Not am Mann ist. Das bedeutet: weniger Freizeit. Und: Du steigst sofort in den Arbeitsalltag ein und zögerst diese Routine nicht, wie etwa beim Studieren, noch ein paar Jahre hinaus. Das kann nach ein paar Jahren mitunter zu Erschöpfung oder Langeweile führen.
  • Gehalt: Nach wie vor fallen Gehälter ohne ein abgeschlossenes Studium in vielen Fällen geringer aus – selbst, wenn du eine Ausbildung in der Tasche hast. Das kann jedoch von Beruf zu Beruf bzw. von Sparte zu Sparte variieren.
  • Starre Strukturen: Ein Studium erfordert zwar jede Menge Organisation und Selbstmotivation, auf der anderen Seite ergeben sich auch immer wieder Spielräume für Freizeitaktivitäten oder spontane Unternehmungen. Wer hingegen fest in einem Unternehmen angestellt ist oder dort gar eine Ausbildung absolviert, muss sich an Strukturen halten, hat vorgefertigte Lehrpläne oder muss Urlaubsanträge stellen.
  • Weniger berufliche Flexibilität: Wer in ein bestimmtes Unternehmen eintritt oder sich für eine Ausbildung entscheidet, legt sich in der Regel auf einen Beruf fest. Fortan wird Fachwissen in genau diesem Bereich erworben, wodurch sich Karrieremöglichkeiten ergeben können. Doch Achtung: Wer später in einen völlig anderen Beruf wechseln möchte, hat es mitunter schwerer als mit einem breiter gefassten Studienabschluss.
  • Ausland: Viele Abiturienten entscheiden sich auch deshalb für ein Studium, weil sie mit einem Auslandssemester liebäugeln. Zwar ist es inzwischen auch möglich, im Rahmen einer Ausbildung oder als regulärer Angestellter berufliche Zeit im Ausland zu verbringen, als Student profitierst du aber von bewährten Strukturen und Förderungen.
     

Fazit

Ob du dich nun für ein Studium entscheidest oder direkt ins Berufsleben einsteigst, hängt von vielen Faktoren ab. Deine Talente und Interessen spielen eine Rolle, aber auch dein Berufswunsch sowie die Situation am Arbeitsmarkt. Kannst du dich gut selbst organisieren, liebst du Flexibilität und Freiheit und möchtest dich gerne wissenschaftlich mit einem Thema auseinandersetzen, so kann die Universität die richtige Wahl sein. Möchtest du allerdings lieber unabhängig sein, dein eigenes Geld verdienen und Praxiserfahrung sammeln, so ist es sinnvoll, dich gleich nach einem passenden Job oder einer Ausbildung umzusehen. Und wie bereits erwähnt, muss das eine nicht zwingend das andere ausschließen: Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Kombination aus Arbeit und Studium – vielfältige berufsbegleitende Studien machen es möglich.
 

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