Schulabschluss nachholen
Wann und wie ist das möglich?
Es kann viele verschiedene Gründe geben, weshalb ihr euren Schulabschluss nicht wie geplant machen konntet. Glücklicherweise bedeutet das aber noch lange nicht das Ende des Weges. Stattdessen habt ihr verschiedene Möglichkeiten, euren Abschluss trotzdem noch nachzuholen, sei es der Hauptschul- beziehungsweise Realschulabschluss, das Abitur oder die Fachhochschulreife. Sinnvoll ist das in den meisten Fällen, denn ohne Abschluss tut ihr euch im Berufsleben schwer. Dieser qualifiziert euch stattdessen für eine Ausbildung oder ein Studium und eröffnet euch somit ganz neue Perspektiven. Wenn ihr also wissen möchtet, wie ihr euren Schulabschluss nachholen könnt, solltet ihr jetzt weiterlesen.
Schulabbrecher ist kein endgültiger Status
Wenn ihr die Schule abgebrochen habt, kann das viele verschiedene Ursachen haben. Manchmal kam euch vielleicht eine längere Krankheit in die Quere. Ein anderes Mal sind eure Eltern umgezogen und ihr hattet in dieser schwierigen Phase schlichtweg keine Lust mehr auf die Schule. Und ein wieder anderes Mal hat eventuell eine ungeplante Schwangerschaft einen Strich durch eure ursprüngliche Planung gemacht. Zwar sind die Zahlen der minderjährigen Mütter rückläufig, dennoch werden pro Jahr mehr als 4.000 Babys in Deutschland von solchen auf die Welt gebracht. An den Schulabschluss ist dann erst einmal nicht mehr zu denken. Stattdessen gilt es, sich mit staatlichen Unterstützungsgeldern wie dem Elterngeld durchzuschlagen. Dessen jeweilige Höhe reicht aber nur selten zum Leben aus, auch nicht in Kombination mit dem Kindergeld, eventuellem Wohngeld & Co. Daher bleibt den Betroffenen meist nur noch eine Wahl: Arbeiten gehen, und zwar so schnell wie möglich sowie egal in welchem Job.
Aber nicht nur, wenn ein Kind geboren wird, verpflichtet das viele Jugendliche und junge Erwachsene plötzlich arbeiten zu gehen, anstatt ihren Schulabschluss zu machen. Kein Wunder also, dass die meisten Schulabbrecher aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen. Sie müssen oft früh auf eigenen Beinen stehen und genießen keine Unterstützung durch ihre Eltern, um überhaupt den Schulabschluss meistern zu können. Der akute Lehrermangel verstärkt das Problem zusätzlich. Fakt ist also: Als Schulabbrecher seid ihr nicht alleine. Dennoch solltet ihr die Gelegenheit nicht verpassen, den Abschluss nachzuholen – beispielsweise sobald das Kind in den Kindergarten kommt. Die Frage lautet nur: wie?
Zweiter Bildungsweg ist überall in Deutschland möglich
Wenn ihr euch dazu entscheidet, den Schulabschluss nachzuholen, beschreitet ihr den sogenannten „zweiten Bildungsweg“. Dieser wird staatlich gefördert und ist somit überall in Deutschland möglich. Wenn ihr also bislang aus finanziellen Gründen davor zurückgeschreckt seid, den Schulabschluss nachzuholen, sind folgende Fördermöglichkeiten für euch interessant:
- Schüler-BAföG wird gezielt an Schüler und Schülerinnen gezahlt, welche ihren Schulabschluss nachholen wollen. Im Gegensatz zum klassischen BAföG für Studierende, ist das Schüler-BAföG nicht abhängig vom Einkommen der Eltern. Somit könnt ihr es auch beantragen, wenn eure Eltern euch nicht aktiv bei eurem Vorhaben unterstützen. Zudem werden neben dem Präsenzunterricht auch Modelle in Form von Fernlehrgängen gefördert. Das Amt für Ausbildungsförderung gibt weitergehende Informationen.
- Der Bildungskredit ist eine gute Alternative, wenn ihr kein BAföG erhaltet – weil ihr beispielsweise schon über 30 Jahre alt seid – oder wenn das Geld trotzdem noch nicht zum Leben reicht. Einen solchen könnt ihr allerdings nur aufnehmen, wenn ihr bereits volljährig seid. Der Bildungskredit bietet euch günstigere Konditionen als der klassische Bankenkredit und eine hohe Flexibilität, wenn es um die Rückzahlung geht.
- Die Selbstfinanzierung ist aber natürlich, wenn möglich, die bessere Wahl als ein Kredit. Denn sie ermöglicht euch anschließend an den Schulabschluss den schuldenfreien Start ins Berufsleben. Das bedeutet: Entweder ihr habt genügend Geld angespart oder ihr arbeitet nebenbei. Sämtliche Kosten, welche ihr dann für den nachträglichen Schulabschluss habt, könnt ihr voll steuerlich absetzen. Diese Doppelbelastung aus dem Lernen und Arbeiten kann aber nicht jeder stemmen und keinesfalls solltet ihr dadurch den Erfolg eures Vorhabens gefährden, weil ihr beispielsweise nicht genügend Zeit zum Lernen findet.
- Das Stipendium kann in allen drei erwähnten Fällen als zusätzliche Geldquelle dienen, ist jedoch eher ein Einzelfall. Bislang gibt es nämlich nur wenige Stipendien in Deutschland und diese haben entsprechend viele Bewerber. Einen Versuch solltet ihr dennoch wagen, denn die Gelder liegen in der Regel über der staatliche Förderung und müssen nicht zurückgezahlt werden. Entsprechende Programme findet ihr bei verschiedenen Stiftungen sowie Arbeitgebern.
Der Hauptschulabschluss als absolutes Minimum
Als ersten Abschluss im Laufe eurer Schulbahn erreicht ihr in der Regel den Hauptschulabschluss – normalerweise mit Ende der neunten Klasse. Dieser ist also der mindeste Abschluss, welchen ihr haben solltet. Ansonsten könnt ihr nicht einmal eine Ausbildung absolvieren. Solltet ihr die Schule also vor dem Hauptschulabschluss abgebrochen oder diesen nicht geschafft haben, wird es jetzt dringend Zeit, ihn nachzuholen. Er ist außerdem die Grundlage, um einen höheren Schulabschluss zu machen, beispielsweise von der Realschule oder das Abitur. Wie also könnt ihr auf dem zweiten Bildungsweg den Hauptschulabschluss erwerben?
- Absolvieren eines Berufsvorbereitungsjahres.
- Besuch einer Volkshochschule mit entsprechenden Kursen.
- Kombination einer dualen Ausbildung mit der Beendigung des Hauptschulabschlusses an einer Berufsschule.
- Besuch eines Berufskollegs mit Vollzeitunterricht.
- Belegen eines Fernkurses an einer staatlichen oder privaten Bildungseinrichtung.
- Teilnahme an einer Abendschule.
Es gibt also viele verschiedene Möglichkeiten, den Hauptschulabschluss nachträglich zu machen und anschließend stellt sich für euch die Frage, ob ihr noch weiter gehen möchtet.
Realschulabschluss als Zwischenstation zum Studium
Wer ohnehin eine Ausbildung anstrebt, möchte nach dem Hauptschulabschluss oft keine zusätzliche Zeit investieren, um zusätzlich die Realschule abzuschließen. Wenn ihr also die Mittlere Reife anstrebt, ist das oft – aber natürlich nicht immer – als Zwischenstation gedacht, um später studieren zu können. Zudem gibt es einige Ausbildungsberufe, welche nur mit dem Realschulabschluss erlernt werden können. Glücklicherweise stehen euch auch hier viele verschiedene Möglichkeiten offen, sodass gewiss für jede Situation die richtige Wahl dabei ist:
- Besuch eines Berufskollegs.
- Belegen von entsprechenden Kursen an einer Volkshochschule.
- Teilnahme an einer Abendrealschule.
- Anmeldung an einer Fernschule.
Wer es so weit geschafft hat, möchte meist anschließend noch zumindest die Fachhochschulreife erwerben oder sogar das Abitur machen. Beide qualifizieren euch für ein Studium und somit den höchstmöglichen Bildungsabschluss – egal, ob ihr dann den Bachelor, Master, Doktor, Steuerberater oder einen sonstigen Titel macht.
Fachhochschulreife und Abitur nachholen – so geht’s!
Die Fachhochschulreife wird in einem Gymnasium ein Jahr vor dem Abschluss automatisch erworben, sprich mit dem erfolgreichen Beenden der 11. oder 12. Klasse. Es ist aber durchaus möglich, diese auch nachträglich noch nachzuholen, um anschließend an einer Fachhochschule studieren zu können. Wer hingegen das Abitur hat, darf an jedem Institut ein Studium beginnen, sprich auch an Universitäten. Das ist insofern relevant, als dass einige Studiengänge nicht an Hochschulen angeboten werden. Zudem benötigt ihr für manche Studiengänge einen gewissen NC. Ihr solltet euch deshalb vorher bewusst sein, welchen Beruf ihr anstrebt und welcher Abschluss somit die richtige Wahl ist. Nachholen könnt ihr die Fachhochschulreife oder das Abitur an
- einem Berufskolleg,
- einer Abendschule,
- einer Volkshochschule oder
- einer Fernschule.
Beim Abitur habt ihr zudem die Möglichkeit, ein sogenanntes „externes Abitur“ zu machen, sprich ihr bereitet euch selbst über einen der aufgeführten Wege auf die Prüfung vor und absolviert diese schließlich an einem regulären Gymnasium.
Fazit
Den Schulabschluss nachzuholen, ist also vor allem dann sinnvoll, wenn ihr nicht einmal einen Hauptschulabschluss habt. Zudem solltet ihr euch nicht von eurem Traumberuf abbringen lassen, nur, weil er einen höheren Abschluss erfordert. Der zweite Bildungsweg eröffnet euch schließlich sämtliche Möglichkeiten sowie beruflichen Perspektiven. Zwar mag das nicht immer einfach sein, doch den Schulabschluss nachzuholen, lohnt sich in den meisten Fällen und wird daher staatlich gefördert. Zudem könnt ihr dank Modellen wie der Fern- oder Abendschule auch das Arbeiten mit dem Lernen kombinieren. Die Möglichkeiten, wie ihr einen Schulabschluss nachholen könnt, unterscheiden sich dabei je nach Schulart kaum voneinander. Ihr könnt also an ein und derselben Fernschule, Abendschule, Volkshochschule, dem Berufskolleg & Co jeden beliebigen Schulabschluss nachholen.
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